Die Zeitschrift Finanztest hat für die Ausgabe Juli 2013 Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet.

Die Stiftung Warentest hat mit Ihrer Finanzzeitschrift Finanztest in der Ausgabe Juli 2013 Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet und ist dabei sehr oberflächlich vorgegangen, wo die Schwächen dieses Tests liegen und warum Sie sich als Kunde nicht auf das Testergebnis verlassen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die Testergebnisse wurden durch folgende Einteilung ermittelt:

  • 10% Endalter versicherbare Berufe
  • 20% Anträge
  • 70% Vertragsbedingungen

Endalter versicherbare Berufe

Warum sollte den individuellen Kunden das pauschale versicherbare Endalter dermaßen interessieren, dass sein Tarif damit zu 10% bewertet wird? Wichtig ist nur, dass er sich selbst und sein individuelles Berufsbild lange genug absichern kann! (bis 65 / 67)

Anträge

20% der Wertung stehen alleine für den Versicherungsantrag, wo die persönlichen Daten des Kunden vor Vertragsabschluss eingetragen werden. Natürlich gibt es auch darin einige wichtige Punkte zu beachten, aber z.B. bei speziellen Fristen oder Fragestellungen betreffend der Gesundheitsfragen muss IMMER eine individuelle Beratung und Prüfung der einzelnen Tarife durchgeführt werden.

Zwischenfazit:

30% der gesamten Testnote sind pauschal erhoben und bringen vielen Kunden gar nichts, weil für jeden Kunden individuell die versicherbaren Endalter und Anträge geprüft werden sollten.

Bedingungen

Folgende Punkte wurden geprüft:

  1. Verzicht auf abstrakte Verweisung
  2. 6 Monate Prognosezeitraum
  3. Rückwirkende Leistung in den ersten 6 Monaten
  4. Rückwirkende Leistung für mindestens 3 Jahre
  5. Nachversicherungsgarantie
  6. Stundungsrecht der Beiträge
  7. Befristete Anerkenntnisse
  8. Verzicht auf §19 VVG
  9. Weltweite Geltung

Ergebnis Finanztest:

75 Tarife getestet, davon wurden insgesamt 77 % mit sehr gut (Note 1) bewertet.

Fast alle Tarife sollen also „sehr gut“ sein und bekommen die Top Bewertung!

Wenn 77% aller Tarife sehr gut sind, könnten Sie als Kunde ja nichts falsch machen und würden immer einen super Tarif auswählen können oder?

Die 9 von Finanztest herangezogenen Vergleichspunkte sind allerdings seit Jahren Marktstandard und fast jeder Tarif am Markt bietet diese Leistungen. Die Unterschiede zeigen sich an ganz anderen Stellen.

Wir nennen gerne ein paar Beispiele für weitere wichtige Leistungsunterschiede, die Finanztest einfach mal außen vor lässt:

Wie sieht es bei der abstrakten Verweisung genauer aus? Bei Ausscheiden aus dem Beruf? Bei einer Nachprüfung?

Wie sieht es bei der konkreten Verweisung aus? Gibt es hier Klarstellungen? Wie ist es geregelt in den Bedingungen?

Was passiert bei Kräfteverfall? Wie kann eine BU noch ausgelöst werden – Pflegefall, Erwerbsunfähigkeit, Dienstunfähigkeit bei Beamten, Tätigkeitsverbote, Arbeitsunfähigkeit über 6 Monate etc.?

Zusätzliche Leistungen wie Wiedereingliederungshilfen nach einer BU oder Soforthilfen bei BU Eintritt?

Bei den versicherbaren Beruf sollte dann wenigstens geprüft werden, ob Schüler, Studenten, Azubis überhaupt in einem wirklichen Beruf versichert werden oder doch nur auf Erwerbsunfähigkeit!

Welche Dinge sind ausgeschlossen vom Versicherungsschutz? ABC-Stoffe/Waffen? Strahlen? „Straftaten“ im Straßenverkehr?

Wie lange laufen Dynamiken? Welche Nachversicherungsgarantien gibt es? Und innerhalb welcher Fristen und Höhen kann man diese ziehen? etc.

Finanztest hat also viele wichtige Vergleichspunkte gar nicht bewertet, daher ist der Vergleich sehr oberflächlich ausgefallen und hat auch relativ schwache Tarife wurden mit einer sehr guten Note „belohnt“.

NACHTRAG 06. August 2013

Inzwischen ist übrigens bekannt geworden, dass Finanztest ein neues Lizenzsystem für die Logos gestartet hat.
Das heißt, Versicherer, die mit der Testnote und der Bewertung mit dem Finanztest Logo werben, zahlen dafür Gelder an Finanztest.
Diese Gelder sollen sich früher pro Test und Lizenz auf etwa 500€ belaufen haben.
Mit dem neuen Test zahlen die Versicherer zwischen 5.000 und 25.000 € pro Lizenz.

Da könnte man ja denken, je mehr Versicherer das Lizenzlogo von Finanztest kaufen, desto mehr verdient Finanztest. Und je besser ein Tarif von Finanztest bewertet wird, desto eher würde ein Versicherer dieses Lizenzlogo kaufen und desto mehr würde Finanztest dann ja verdienen.

Mehr gute Tarife = Mehr Verkäufe der Logos = Mehr Gewinn. Kann das so der Grund für diesen sehr abgespeckten Test gewesen sein?